Pedro Krisko – SCALOPINAE
Krisko sorgt mit dem Konzept der Ausstellung „SCALOPINAE“ für jede Menge Stoff, der geeignet ist, Spannungen aufzubauen:
Aus der griechischen Mythologie visualisiert er in vielen Bildern dem Mythos der „Argonauten“ und des „Hermaphroditos“, wobei er sich nicht bei den historisch entstandenen Veränderungen des Mythos aufhält: Er versteht ihn nicht als Gegensatz zum Logos, wie die Romantiker oder gar als eine der Projektionen auf Wahrheit, wie die Strukturalisten um Levy-Strauß und schon gar nicht als Legitimation von Unrecht und Gewalt wie bei den Nazis.
Mythos ist eine Urgeschichte, die in allen Kulturen vorkommt, die scheinbar losgelöst von Moral, alle nur denkbaren Schauer- und Liebesgeschichten menschlicher Vorstellung erzählt. So haben Mythen in allen Epochen zu künstlerischen Ausdrucksformen gefunden.
Doch Krisko legt nochmals nach, in dem er diese beiden Mythen im Kontext zeitgenössischer Literatur, nämlich bei H. M. Enzensberger, aufspürt und in der Bildserie „Freizeit“ sowie „Schlafende Schlosser“ formuliert. Einerseits ist dies nicht überraschend, denn die Sprache Enzensbergers kennt keinen Schnickschnack, ist klar konturiert, einfach; sie spiegelt in ihrer knappen Form die drohende Verarmung der Menschen durch den Kapitalismus wider. Andererseits ist diese Verknüpfung doch überraschend, da Mythen weitgehend auf Assoziationen verzichten, während diese eines der Fundamente sind, die Enzensbergers Literatur so wertvoll machen.
Krisko wählt schließlich mit dem SCALOPINAE den Neuweltmaulwurf als Titelfigur für die Ausstellung. Traut er ihr zu, dass sie Einwürfe aus der griechischen Mythologie formulieren werde?
Wie das alles zusammengeht oder eben nicht zusammengeht oder aber überhaupt nicht geht, weil es überhaupt nicht zusammengehen kann, will oder gar muss, darauf darf man gespannt sein.
Professor Hans Bühler
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